Paula Backhaus

2
apr
2022

Landwirtschafts-Staatssekretärin Nick verspricht Bauern „lösungsorientierten Dialog“

Nicht über, sondern miteinander reden. Unter diesem Motto stand jetzt das Treffen der Grünen Landwirtschaftsstaatssekretärin Dr. Ophelia Nick mit Vertretern der Kreis Klever Landwirtschaft in Wachtendonk. Organisiert wurde der Dialog auf dem Hof der Kreislandwirtin Bärbel Buschhaus von der Grünen Landtagskandidatin für den Südkreis, Paula Backhaus. 

„Grüne und Landwirtschaft – das war bislang eher keine Bravo Foto-Lovestory“, sagte Paula Backhaus in ihrer Begrüßungsrede vor einem Dutzend Vertretern der Landwirtschaft. Ihr sei es wichtig, den Dialog zu fördern, denn die familiengeführten Landwirtschaftsbetriebe im Kreis Kleve seien nicht „die Gegner, sondern unsere Partner.“ 

Auch die parlamentarische Staatssekretärin Dr. Ophelia Nick betonte, dass mit dem neuen Landwirtschaftsminister Cem Özdemir eine neue Ära der Kommunikation zwischen Politik und Bauern angebrochen sei: „Wenn wir miteinander reden, dann wollen wir das lösungsorientiert tun. Diesen Weg wollen wir gemeinsam mit Ihnen gehen.“ Sie machte aber deutlich, dass für die Landwirtschaft Nachhaltigkeit, Tierwohl und Klimaschutz die Themen der Zukunft seien. 

Nach einer Führung über den Hof mit seinen 280 Milchkühen in geräumigen und luftigen Laufställen mit eingestreuter Liegefläche und Auslaufbereich kam es dann genau zu diesem lösungsorientierten Dialog. Die Kreislandwirtin betonte den Wert der familiengeführten Landwirtschaftsbetriebe im Kreis Kleve: „Das sind in aller Regel sehr verantwortungsbewusst geführte Höfe, auf denen auf artgerechte Tierhaltung und Nachhaltigkeit viel Wert gelegt wird.“ 

Schnell kam das Gespräch auf überbordende Bürokratie, unter der die Bauern zunehmend leiden würden. Ein Eindruck, den die parlamentarische Staatssekretärin bestätigte. „Wir merken das immer wieder bei Fördergeldern, von denen nur ein Bruchteil abgerufen wird, weil die Beantragung zu kompliziert ist. Wir bemühen uns um Vereinfachungen.“

Ein wichtiges Thema waren auch die Probleme bei der Genehmigung von Photovoltaik auf landwirtschaftlich unrentablen Feldern an. Hier kündigte die parlamentarische Staatssekretärin neue Maßnahmen an. Das Thema ist allerdings auch unter Landwirten selbst umstritten, wie deutlich wurde. „Vielleicht sollten wir erstmal Parkplätze mit Photovoltaikanlagen überdachen, bevor wir landwirtschaftliche Flächen dafür opfern“, sagte Kreislandwirtin Bärbel Buschhaus

Gemüsebauer Christoph Straeten aus Straelen sprach dann eines der zentralen Probleme der Landwirte an: die Durchsetzbarkeit von fairen Preisen. „Die Standards in der EU sind nicht einheitlich, was es Bauern in Südeuropa einfach macht, zu deutlich günstigeren Preisen zu produzieren als es uns überhaupt möglich ist. Da muss dringend eine Harmonisierung der Produktionsstandards her.“ Wichtig sei aber auch, dass der Verbraucher überzeugt werde, dass heimisch produzierte Waren einen Mehrwert darstellen und dass nicht allein der Preis die Kaufentscheidung bestimmt. 

Auch das Thema Versorgungssicherheit wurde im Rahmen des Dialogs angesprochen. Das sei aber nicht erst durch den Krieg in der Ukraine zum Problem geworden, wie der Kreisvorsitzende der Grünen, Bruno Jöbkes, ausführte, der auch in seiner Funktion als Geschäftsführer der Bio-Schlachterei Thönes anwesend war. Er unterstrich, dass Klimaschutz- und Landwirtschaftspolitik keine Gegensätze darstellen. „Die Dürreperioden der vergangenen Jahre haben z. B. dazu geführt, dass die Landwirte ihren Bestand an Rindern stark reduziert haben, weil die Weiden kein Gras mehr hergegeben haben und deshalb Futter fehlte.“ Die Auswirkungen seien massive Preissteigerungen, die nun zeitverzögert auch bei den Verbrauchern ankämen. 

Die Grünen-Landtagskandidatin Paula Backhaus unterstrich, dass auch die externen Leistungen der Landwirte für den Klimaschutz monetarisiert werden müssten. „Landwirte, die dafür sorgen, dass ihre Wiesen CO2 speichern, müssen dafür auch bezahlt werden. Eine nasse Wiese kann mehr CO2 speichern als ein gleich großes Stück Wald. Und auch durch gezielte Humusvermehrung auf dem Acker wird C02 gebunden. Wir sind in der Pflicht, es auch finanziell attraktiv zu machen, sich um Klimaschutz zu bemühen. Denn davon haben alle etwas.“ 

Der Vorsitzende der Kreisbauernschaft Geldern, Wilhelm Hellmanns, sieht die Gesellschaft vor einer Zeitenwende. „Wir leben jetzt noch im Zeitalter der Logistik, die dafür sorgt, dass wir Lebensmittel in kurzer Zeit kreuz und quer über den Erdball liefern. Diese Zeit geht jetzt vorbei“, erklärte er. „Wir werden uns viel mehr als bisher auf regional produzierte Lebensmittel verlassen müssen. Und unsere Versorgungssicherheit wird davon abhängen, ob es uns gelingt, das Höfesterben aufzuhalten. Dafür muss das Ansehen des Landwirts in der Öffentlichkeit verbessert werden, damit die Jugend darin auch eine berufliche Perspektive für sich sieht.“ 

Das unterstrich auch Jungbauer Bastian Buschhaus, der den Hof seiner Eltern in Wachtendonk demnächst übernehmen wird: „Das wichtigste Ziel der Politik muss es sein, die Landwirte bei der Agrarwende mitzunehmen, deren gute Ausbildung, Erfahrung, Kreativität und Ideenreichtum zu nutzen. Gesetzliche Verbote und Zwänge helfen keinem - im Gegenteil. Aber hat unser Berufsstand einmal Spaß an einer Sache bekommen, wird der Ehrgeiz geweckt und bringt uns damit weit mehr voran.“

Gruppenbild mit Ophelia Nick
Paula Backhaus und Ophelia Nick
Hofführung
Ophelia Nick im Gesppräch mit Bastian Buschhaus
Paula Backhaus
Ophelia Nick, Paula Backhaus, Bruno Jöbkes und Bastian Buschhaus
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